Mistel [Viscum album]
Jetzt im Winterhalbjahr sind die immergrünen Misteln in den Kronen ihrer Wirtsbäume weithin sichtbar. Misteln, genauer gesagt die in Mitteleuropa verbreitete Weißbeerige Mistel, sind strauchartige Halbschmarotzer, die ihrem Wirt, dem Baum, Wasser und darin gelöste Nährstoffe entziehen. Im Unterschied zu Vollschmarotzern betreiben sie aber mit ihren grünen, chlorophyllhaltigen Blättern selbst Photosynthese. Man unterscheidet drei Unterarten der Mistel, die auf Laubbäumen, auf Tannen bzw. auf Kiefern wachsen. Bei starkem Befall schädigen sie den Wirtsbaum.
Die Samen der Mistel werden durch Vögel verbreitet. Insbesondere die Misteldrossel und die Mönchsgrasmücke fressen die schleimigen Beeren der Mistel, wobei die Mönchsgrasmücke in der Regel die Samenkerne direkt an einem nahegelegenen Ast abstreift und nur den Außenteil der Beere verschluckt, die Misteldrossel verschluckt die ganze Beere und scheidet den unverdaulichen Samen später wieder aus.
Die Mistel galt in früheren Zeiten als Zeichen der Götter, als Glücksbringer und als Symbol der Weisheit. Aus Misteln wurden Arzneimittel hergestellt und aus ihren Beeren Vogelleim, den man zum Fang von Vögeln nutzte.
Besonders in der Weihnachtszeit sind Misteln als Zimmerschmuck beliebt; nach französisch-britischer Überlieferung soll ein Kuss unter einem Mistelzweig eine glückliche Zukunft prophezeihen.